Freie Trauung von Sabrina und Thomas
Anfang 2019 begegnete ich Sabrina und Thomas. Sabrina kannte ich schon einige Jahre. Thomas auch, wie sich bald herausstellen sollte. Sabrina war zu diesem Zeitpunkt hochschwanger und die standesamtliche Hochzeit stand kurz bevor. In einem Gespräch erzählte ich den beiden, dass ich auch Freie Trauungen begleite. Die Chemie stimmte sofort und so war ziemlich schnell klar, dass ich die beiden an ihrem großen Tag begleiten würde.
Vorbesprechung vor dem Ritual
3 Monate vor dem Termin kamen die beiden zu uns nachhause mit ihrem Sohn Joshua. Wir besprachen alles rund um den großen Tag. Ich stellte ihnen viele Fragen…
Wie viele Gäste werden kommen?
Wo findet die Trauung genau statt?
Habt ihr ein Symbol für eure Liebe?
Welche Lieder wünscht ihr euch?
Habt ihr Krafttiere?
Was ist euch wichtig für den rituellen Teil?
Habt ihr Farben für eure Liebe?
Und noch viel mehr…
Ich glaube manchmal habe ich die beiden etwas gefordert mit all meinen Fragen. Und das alles hier zu Hause mit meinen 4 Kids, meinem Mann und ihrem Kleinen. Aber wir haben die Kinder schon geschaukelt und am Ende hatte ich eine grobe Vision von der Zeremonie.
Als erfahrener DJ hatte Thomas schon unzählige Trauungen erlebt und wusste ganz genau, was er NICHT wollte. Also fanden wir gemeinsam heraus, was er wollte. Schnell war klar, das Symbol des Paares ist das Herz. Die Kraft der Elemente sollte außerdem zentraler Teil der Zeremonie sein.
Zwei Wochen vor dem großen Tag haben wir uns dann noch einmal zu einem Zoom-Meeting getroffen und die letzten Details besprochen. In dieser Zeit habe ich dann meine grobe Vision von der Zeremonie feinjustiert und in die Form gebracht. Meine Rede geschrieben, wichtige Gegebenheiten im Zusammenhang mit dem Ritual vor Ort geklärt und auch ein paar Einzelheiten mit den Lieben des Paares besprochen.
Der Beginn der Trauung
Am 17.7. 2020 war es dann endlich soweit. Die Trauung sollte um 15 Uhr beginnen. Thomas traf ich ca. eine Stunde vor der Trauung, als ich das Auto parkte und er war total tiefenentspannt. Im Gegensatz zu mir.
Ein paar hundert Meter hinter dem Haus auf einer großen Wiese stand eine Baumgruppe. Dort sollte das Ritual stattfinden. Ich traf als Erste ein und bereitete den Platz, wie mit dem Paar besprochen, vor.
Die Acapella-Band „More and Less“ traf als nächstes ein und baute die Technik auf. Alles lief perfekt nach Zeitplan.
Nach und nach kamen die Gäste. Thomas kam in seinem schicken blauen Hochzeitsanzug und so wie meine Nervosität sank, schien seine zu steigen. Vor allem als er von weitem Sabrina erblickte. Wunderschön in ihrem weißen Kleid, begleitet von ihren Lieben und den Kindern, näherte sie sich… Schritt für Schritt. Die letzten Meter streuten die Blumenmädchen ihre Blüten auf den Weg und Sabrina sank begleitet vom Song „If I ain´t got you“ von Alicia Keys in Thomas Arme.
Gemeinsam begaben wir uns in den Kreis der Gäste und nahmen in der Mitte Platz. Ich begrüßte die Gäste im Namen des Brautpaares, sagte ein paar einleitende Worte zum Ablauf, warum wir im Kreis saßen und holte damit die unterschiedlichen Gäste ab. Ich bat die Anwesenden ihre Handys auszuschalten. Das war Sabrina und Thomas ganz wichtig. Das direkte Sein ohne technisches Gerät zwischen den Gästen und dem echten Leben.
Zur Eröffnung luden wir gemeinsam die Elemente in ihrer jeweiligen Himmelsrichtung ein.
Im Osten die Luft.
Im Süden das Feuer.
Im Westen das Wasser.
Im Norden die Erde.
Dazu bekräftigten wir die Qualitäten der Elemente in ihrer Essenz und erwähnten Krafttiere, die zum Brautpaar gehören.
In die Mitte bat ich ganz besonders die Kraft der Ahnen. Besonders die, des Brautpaares. Den Eltern des Brautpaares dankte ich ganz persönlich, mit diesen Worten:
„Danke an Sabrinas Eltern…Danke für all das, was Sabrina von euch geschenkt wurde. Danke für ihr Leben. Für eure einzigartige Liebe mit der ihr sie begleitet habt. Sie ist nun erwachsen und bereit ihren Weg an der Seite ihres Mannes zu gehen. Ich bitte euch um euren Segen für diese Verbindung…“
„Danke an Thomas Eltern…Danke für all das, was Thomas von euch geschenkt wurde. Danke für sein Leben. Für eure einzigartige Liebe mit der ihr ihn begleitet habt. Er ist nun erwachsen und bereit seinen Weg an der Seite seiner Frau zu gehen. Ich bitte euch um euren Segen für diese Verbindung…“
„Danke…“
Dann folgte eine Geschichte. „Das Bündnis“. Sie handelte von besonderen Zeiten und von zwei wundervollen Menschen, die einen wichtigen Auftrag haben.
Sabrina und Thomas organisierten zu diesem Zeitpunkt seit einigen Monaten Kundgebungen und Versammlungen im Zusammenhang mit den herausfordernden Zeiten, in denen wir im Moment leben. Diese Geschichte sollte sie erinnern, dass ihre Liebe mehr ist, als das, was zwischen ihnen beiden fließt. Ich persönlich sehe ja die Ehe auch als eine Art eigenständiges Wesen, das aus der Verbindung wächst. Etwas Drittes, das neben den physischen Kindern existiert. Bei den beiden scheint dieses Wesen einen großen Auftrag zu haben…
In Stille räucherte ich das Paar mit meinem magischen Rabenräucherfächer und weißem Salbei aus den Händen einer alten Indianerin. So zog die Luft in die Verbindung ein. Wurde gereinigt und gesegnet. Dann sprach ich ein paar Worte zum Lied, das zu Beginn gewählt wurde. „Wenn ich dich nicht hätte“.
„Es erzählt von all den materiellen Dingen, die wir hier auf dieser Welt besitzen können und dass nichts, aber auch gar nichts davon jemals den Wert haben kann, den die unsichtbaren Dinge in Wahrheit haben. Dinge wie die Freiheit und die Liebe, neben denen all der Reichtum der Welt verblasst.
Euch und eure Liebe. Wenn es dich nicht gäbe und dich…eure Liebe. Dann wären wir heute nicht hier. Wir sind heute hier um eure Liebe zu feiern an diesem wundervollen Tag.
Die Band sang das Lied „What a wonderful world“ von Louis Armstrong und ich forderte die Gäste auf zu lauschen…
„Die Liebe in ihrer menschlich schönsten Form lässt die Welt als einen wunderbaren Ort erscheinen…Die berühmte rosarote Brille mit Herzen drauf lässt uns eine wundervolle Welt sehen…helle gesegnete Tage, dunkle heilige Nächte.“
Das Herz der Trauung
Nun war es Zeit die Geschichte des Paares zu erzählen. Von den Tagen, als sich für sie ihre ganz eigene wundervolle Welt eröffnet hat. Als das Feuer der Liebe in sie einzog.
Ich erzählte vom Beginn der Partnerschaft, der ersten Begegnung. Von Zeiten, in denen das Paar getrennte Wege ging, Spuren hinterlassend, schmerzvoll und doch auch voller gelebter wichtiger Erfahrung.
Das Feuer der Liebe brannte mal sanft, mal lichterloh. Und manchmal verbrannten sie sich daran.
An diesem Tag im Juli war das Feuer der Liebe warm und weich. So wollten die beiden ihre Herzensverbindung bekräftigen.
Der Spruch von Chandrogya Upanishad, den ich für sie passend dazu gewählt habe geht wie folgt…
Der kleine Raum im Herzen ist so groß wie das ganze Universum. Himmel und Erde sind hier. Die Sonne, der Mond und die Sterne. Feuer, Blitz und Winde. All das ist und ist wieder nicht. Denn das ganze Universum ist in dir und in dem Anderen. Ihr wohnt in euren Herzen.
Eure Liebe ist der Boden, auf dem ihr geht.
Eure Liebe ist der Grund, warum wir hier sind.
Berührende Worte
Als Ausdruck ihrer ganz eigenen Liebe haben die beiden in der Vorbereitung auf das Fest ganz persönliche berührende Liebesworte gefunden, die sie dann aussprachen.
Der Segen des großen Ganzen durfte dazu:
„Möge eure Liebe euch tragen.
Möge sie euch leiten und führen.
Möge eure Liebe Segen bringen für euch und für alle, die mit euch verbunden sind.“
Dann haben die beiden ihre Ringe getauscht mit den Worten:
„Möchtest du diesen Ring tragen, als Zeichen der Verbindung und meiner unendlichen Liebe zu dir?“
Wir lauschten dem Lied „Seasons of love“ und genossen den Moment…
Nachdem wir die Luft in das Paar geräuchert und das Feuer der Liebe in die Verbindung gewoben hatten war das Element Wasser an der Reihe.
Ich las die Geschichte „Die große Liebe“ vor und leitete über zu den Wünschen, die sich Sabrina und Thomas von ihren Gästen gewünscht hatten.
Das Ende
Wünsche sind ja so eine Sache. Oft sagen Wünsche mehr über den, der wünscht, als dass sie wirklich für den zu Bewünschenden gemeint sind. Ich bat die Gäste also gut in sich hineinzuspüren.
„Wo in euch ist dieser eine wunderbare ganz besondere Wunsch, der für Sabrina und Thomas gemeint ist? Der ihren gemeinsamen Weg segnen soll? Der ihre Ehe begleiten darf? Es mag sein, dass dann am Ende wirklich „Glück“ oder „Liebe“ auf dem Papier steht. Und das ist wunderbar. Ich wünsche mir nur, dass euer Wunsch nicht nur ein kurzer Reflex ist, ein Gedanke. Lasst ihn in eurem Herzen entstehen, durch eure Gedanken kreisen und dann lasst ihn noch einmal durch euer Herz in eure Hände fließen, die ihn dann auf das Papier schreiben. So aufgeladen und bewusst von innen nach außen gebracht verbindet euch dann dieser Wunsch auf ganz besondere Weise mit unserem Brautpaar.
Vielleicht wollt ihr euch auch immer wieder an diesen Segen, den ihr hier gebt, erinnern. Vielleicht in Momenten, wenn ihr gemeinsam lacht, das Leben feiert. Vielleicht aber auch gerade in Zeiten, wo Herausforderungen zu meistern sind…holt ihn immer wieder hervor diesen Wunsch. Wie einen Schatz. Bewahrt ihn auf und schenkt ihn dem Paar immer und immer wieder!
Viel Freude beim Wünschen!“
Dann war es Zeit die Wünsche aufzuschreiben.
Bevor sie dem Brautpaar übergeben wurden entließen wir gemeinsam die Elemente aus dem Kreis, denn wir wechselten nun den Standort. Einige Meter entfernt floss die Jagst. Dort wollten Sabrina und Thomas die Wünsche empfangen und symbolisch dem Fluss des Lebens übergeben.
Das Auflösen des Papiers war in diesem Fall kein Auflösen des Wunsches. Im Gegenteil. Das Wasser bekräftigte die Worte und verstärkte den Wunsch.
Die Gäste bildeten eine Gasse und begleitet von ihrem Lieblingslied „Willkommen“ von zog auch die Erde in die Verbindung ein. Ganz bewusst machten die beiden die ersten Schritte ihres neuen Weges.
Ausklang
Mit einem Sektempfang klang die Zeremonie aus. Thomas und Sabrina machten wunderschöne Bilder und die Band begleitete die ausgelassene Stimmung. Mein Job war hier beendet und ich machte einen kleinen Spaziergang um durchzuatmen.
Die ganze Anspannung und der Druck, den ich mir selber gern mache, fielen ab. Alles war so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hatte und Sabrina und Thomas waren laut ersten Aussagen auch zufrieden mit der Zeremonie. Ich lief am Fluss entlang und hörte im gegenüberliegenden Wald die Stimmen der Band. Das klang echt magisch und die wenigen Menschen, die mir auf meinem kleinen Spaziergang begegneten, schauten verwundert und erstaunt und lachten fröhlich. Sie lauschten den Stimmen aus dem Wald, die eigentlich ganz woanders herkamen.
So bedeutungsvoll und friedlich. Wir senden unsere Stimmen aus. Unsere Worte. Wir sind ein buntes Feld voller Singen und Klingen und das Echo trifft auf Resonanzen, die wir aussenden und gleichermaßen empfangen.
Ich danke Sabrina und Thomas von Herzen für ihr Vertrauen in mich.
Ich glaube wir haben genau die goldene Linie gefunden. Die goldene Linie zwischen den unterschiedlichen Welten, die wir mit unserem Tun und unserem Sein verbunden haben.
Danke an alle Anwesenden für eure Offenheit.
Danke euch beiden für euren Mut.
Es war mir eine Ehre.
In Liebe
Nina
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